Politische Bildungsreise nach Wien: Ein Bericht

In Kooperation mit dem Friedensmuseum Nürnberg führte die Friedenswerkstatt Mutlangen vom 20.-25. März 2022 eine Bildungsreise nach Wien durch. Gefördert wurde die Reise von der AGDF – Aktionsgemeinschaft für den Frieden, an die an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön geht!

Helen Bader und Patrick Wödl, die Organisator*innen, berichten von ihrer Reise:

Nach teils langen und turbulenten Anreisen aus ganz Deutschland kam die 14-köpfige Reisegruppe schließlich am Sonntagabend in der Hotellobby für ein gemeinsames Kennenlernen zusammen. Ursprünglich als Delegationsreise zur ersten Konferenz des Atomwaffenverbotsvertrags geplant, war es noch immer das Ziel der Reise, die Teilnehmenden über die Themen Atomwaffen und Friedensbildung aufzuklären und eine intensive Vernetzungsmöglichkeit für friedensengagierte Menschen zu bieten.

Montag, 21.03.2022

Schon am ersten Tag war ein ganz besonderer Programmpunkt geplant, nämlich eine Reise zur „UNO-City“ mit anschließendem Besuch der Internationalen Atomenergie-Organisation. Bei der Führung durch die UNO erhielt die Gruppe spannende Informationen über den Bau und die Architektur des beeindruckenden Gebäudes, einen Einblick in den Plenarsaal und ein Gespür dafür, wie es hinter den Mauern der UNO aussieht und abläuft. Nach der Führung folgte ein allgemeiner Vortrag von und über die IAEA, englisch für International Atom Energy Agency, welche seit 1957 in Wien angesiedelt und seit 1970 unter anderem für die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags (NPT) zuständig ist. Dem allgemeinen Vortrag schloss sich nach einem Referentenwechsel ein spezifischer Teil über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Verifikationen, also Überprüfungsmaßnahmen, an und es wurde über die mögliche Rolle der IAEA bei der Überprüfung der Atomwaffenfreiheit von Staaten im Kontext des Atomwaffenverbotsvertrag diskutiert.

Nach der Führung in der UNO mit Schildern der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele.

Dienstag, 22.03.2022

Leider machte Corona nicht nur vor unseren Reisenden keinen Halt, sondern auch vor einigen geplanten Referent:innen nicht. So kam es dazu, dass die Einführungsvorlesung beim Wiener Zentrum für Abrüstung und Nichtverbreitung (VCDNP) über die unterschiedlichen Definitionen von Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung, dem Weg zum Atomwaffenverbotsvertrag an sich und dem Konzept der Abschreckungslogik nicht wie geplant vor Ort stattfinden konnte. Mit größtmöglicher Flexibilität hat sich die Gruppe also von den Betten oder Couchen der Hotelzimmer aus virtuell zusammengefunden. Durch die Vorlesung konnte bestehendes Wissen gefestigt und wichtige Grundlagen für den künftigen Austausch gesetzt werden. Anschließend gab es einen Austausch und Nachbesprechungen in den Kleingruppen.

Online-Lecture mit dem VCDNP

Am Nachmittag fand schließlich ein weiteres Programmhighlight statt: Ein Besuch im Österreichischen Bundesamt für Internationale und Europäische Angelegenheiten. Das vereinbarte Gespräch fand in Abteilung 10 statt, welche unter der Leitung von Botschafter Waldemar Kmentt für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung zuständig ist. Die Gruppe wurde sehr wohlwollend empfangen und es fand ein konstruktiver Austausch auf Augenhöhe statt über die Rolle Österreichs bei der Entstehung des Atomwaffenverbotsvertrags, die Bedeutung der österreichischen Neutralität auch im derzeitigen Kontext des Ukraine-Krieges und zur Einschätzung zukünftiger Entwicklungen hinsichtlich der Staatenkonferenz des Atomwaffenverbotsvertrags.

Zu Besuch im Bundesministerium für Internationale und Europäische Angelegenheiten

Mittwoch, 23.03.2022

Am frühen Nachmittag wurde ein friedenspolitisches Vernetzungstreffen mit Fabian Hämmerle von ICAN Austria und Lucia Hämmerle vom Internationalen Versöhnungsbund Österreich initiiert. Nachdem die ersten beiden Tage mit dem Besuch von offiziellen Institutionen und viel Input gezeichnet waren, sollte es nun zu einem aktiven Austausch mit Vertreter: innen der organisierten Zivilgesellschaft kommen. Treffpunkt war das ICAN Büro mitten in der Wiener Innenstadt. Von dort haben die beiden Geschwister die Gruppe bei einer Art „lebendiger politischer Stadtführung“ vorbei an wichtigen Sehenswürdigkeiten geführt, wie dem Platz der Menschenrechte, dem Rathaus oder dem Parlament, und dabei deren Bedeutung für ihre politische Arbeit erläutert.

Der Platz der Menschenrechte dient als beliebter Ort für Demonstrationen oder politische Aktionen in Wien.

Am Ziel angekommen, nämlich einem Wiener Kaffeehaus, erhielt die Gruppe bei Kaffee und Kuchen einen exklusiven Einblick in die Vorbereitungsarbeiten des ersten Treffens der Vertragsstaaten des Atomwaffenverbotsvertrag. Bei lockerer und entspannter Atmosphäre ergab sich ein Raum für intensiven Austausch für weitere aktuelle Debatten, der bis in die frühen Abendstunden dankend angenommen wurde.

Donnerstag, 24.03.2022

Neben den eher politischen Programmpunkten sollte das Kulturprogramm natürlich auch nicht zu kurz kommen. Am späten Vormittag hat die Gruppe gemeinsam an einer zweistündigen Stadtführung in der Wiener Innenstadt teilgenommen.

Bei der Führung haben zudem externe Personen teilgenommen, die sich sehr für das Anliegen unserer Jugendgruppe interessierten und nach den persönlichen Motivationen ihres Engagements fragten, sodass ein intensiver Austausch im Nachgang stattgefunden hat.

Stadtführung in der Wiener Innenstadt

Am späten Nachmittag wurde im Hotel ein Workshop zum Harvard-Konzept für die Teilnehmenden angeboten. Das Konzept entstand in den 80er Jahren aus einem Forschungsprojekt der Harvard Law School und dient heute als Leitfaden für sachgerechtes Verhandeln. Bereits in vielen internationalen Friedensverhandlungen kam es erfolgreich zur Anwendung, beispielsweise beim Camp-David-Abkommen 1978. Nach einer theoretischen Einführung in das Konzept sollten die Teilnehmenden schließlich selbst in einem Rollenspiel auf der Mikroebene die Komplexität von Verhandlungen erfahren, um schließlich auf der Metaebene aktuelle Verhandlungen wie jene zwischen Russland und der Ukraine besser reflektieren und verstehen zu können.

Freitag, 25.03.2022

Nach vier intensiven Tagen sollte die Reise mittags nach einem entspannten Frühstück, Check-Out und einer Reflexionsrunde schließlich zu einem Abschluss kommen. Ausführlich haben wir gemeinsam unsere individuellen Lernfortschritte und Mehrwerte für das zukünftige eigene Engagement reflektiert und uns dankbar für diese einmalige gemeinsame Erfahrung voneinander verabschiedet.

Um jungen Menschen weiterhin die Teilnahme an Bildungs- und Delegationsreisen zu ermöglichen, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir freuen uns über jeden Beitrag und bedanken uns im Voraus!

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Unser Spendenkonto

Konto der Friedenswerkstatt:

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